Erfolgreiche Bio-Schweine-Tagung in Rostock

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Erfolgreiche Bio-Schweine-Tagung in Rostock

Über 90 Praktiker, Berater und Wissenschaftler sowie Vertreter verschiedener Vermarkter besuchten unsere Bio-Schweine-Tagung in Rostock am 22. Und 23. November 2017, die wir zusammen mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und Biopark ausgerichtet haben.

Dr. Delia Micklich, Geschäftsführerin von Biopark, konnte berichten, dass ihr Anbauverband mit 42.000 Mastschweinen für fast ein Fünftel der in Deutschland gehaltenen Bio-Schweine steht.

In Vertretung des Landwirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern legte Abteilungsleiter Dr. Dirk Freitag entsprechend dem Wunsch der Teilnehmer und Teilnehmerinnen den Schwerpunkt auf den Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Die Behörden haben seiner Ansicht nach mit der Neufassung der Schweinehaltungshygieneverordnung die Befugnis auch die Auslaufhaltung zu untersagen. „Betriebe mit Auslaufhaltung müssen daher in der Lage sein, ihre Schweine auch ohne Nutzung des Auslaufs halten zu können“, erklärte Dr. Freitag.

Nachdem das Friedrich-Löffler-Institut das Risiko der Ausbreitung der ASP von gering auf mäßig erhöhte, rückt die Bedeutung einer Ertragsausfallversicherung in den Vordergrund, die von Heino Beewen, Geschäftsführer Landvolkdienste, vorgestellt wurde. Bei der Wahl der Versicherung kann man zwischen dem Pauschal- und dem Deckungsbeitragsmodell wählen. Beewen favorisiert das Deckungsbeitragsmodell, weil es den Schaden exakt abbildet und sich damit an den tatsächlich vorliegenden Betriebs- und Marktbedingungen orientiert.

In gewohnt klarer Form gab Diana Schaack von der AMI einen Überblick über aktuelle Entwicklungen am Bio-Schweine- und Bio-Futtermarkt. Aus Daten der Kontrollstellen ergeben sich für 2016 etwa 118.000 in Deutschland gehaltene Bio-Mastschweine. „Für 2017 erwarten wir eine Steigerung um zehn Prozent“, berichtete Schaack. „Wir haben seit zwei Jahren mit etwa 3,75 € je kg Schlachtgewicht praktisch konstante Preise, auch weil der größte Teil der Erzeugung in festen Verträgen gebunden ist“, freute sich Schaack. Im Handel ist der Umsatz mit Bio-Fleisch im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und für 2018 erwartet Schaack neue Listungen, weil nun auch die Ware vorhanden sei und schloss ihre Ausführungen mit einer klaren Botschaft: „Haben Sie Mut zu Preisanhebungen! Immer mehr Verbraucher kaufen bewusst Bio-Fleisch.“

Den Markt für Bio-Futtermittel aus Sicht eines Futtermittelherstellers beschrieb Carsten Pohl, Geschäftsführer der Bio-Eichenmühle, die 2011 komplett neu errichtet wurde. Es kann nach Bioland-, Biokreis-, Biopark- und Naturland-Standard gearbeitet werden und auch die Herstellung von Outdoorpellets ist möglich. „Ich bin froh, dass wir aus Sicht der Versorgung der Tiere noch bis zu fünf Prozent konventionelles Kartoffeleiweiß einsetzen dürfen“, legte sich Pohl fest, erklärte aber gleichzeitig, dass an Alternativen für eine 100-Prozent-Biofütterung intensiv gearbeitet werden müsse.

Matthias Wolfschmidt von foodwatch e.V. mit Sitz in Berlin beklagte, dass auf den Verpackungen von Fleisch eine Idylle vorgegaukelt werde, die es faktisch nicht gebe. Den Begriff „Tierwohl“ hält Wolfschmidt nicht für geeignet, um tiergerechte Haltungsverfahren zu beschreiben. „Tierwohl kann man nicht messen. Nur Tiergesundheit und Tierverhalten lassen sich erfassen“, merkte Wolfschmidt an. Die auch bei ökologischer Schweinehaltung häufig bestehende Fokussierung auf den Magerfleischanteil sollte durch alternative Qualitätskriterien abgelöst werden.

Das Unternehmen Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten verarbeitet seit rund zehn Jahren Biofleisch mit stetig wachsender Bedeutung. Mittlerweile werden über 50 Prozent des mittelständischen Unternehmens mit 360 Mitarbeitern mit Bio-Produkten erzielt. „Wir wollen die Nische auch mit der Entwicklung von Edelprodukten besetzen“, hob Dr. Christian Knapp, einer der Geschäftsführer des Unternehmens, hervor.

Seien Sie stolz auf das, was Sie tun“, so das Einstiegsstatement von Torsten Hein, langjähriger Geschäftsführer der Biopark Markt GmbH, die 1994 gegründet wurde. Das Unternehmen, an dem über 100 Landwirte Gesellschafter sind, erwirtschaftet 60 Millionen Euro Umsatz mit 17 Mitarbeitern und vertreibt seine Produkte über zahlreiche Kanäle an 480 Kunden. „Als bekennender Fleischverzehrer kann der Magerfleischanteil für mich kein entscheidendes Kriterium sein“, erklärte Hein, warum das Unternehmen bewusst die Schweine pauschal bezahle und 25 Prozent Durocanteil empfiehlt, um einen höheren Intramuskulären Fettgehalt zu erzielen.

Der langjährige Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Weidehof, Dr. Rainer Mitschka, berichtete, dass einige Verarbeiter ihrem Sortiment „mehr Ausdruckskraft“ verliehen und dass Edelstücke an Bedeutung gewonnen haben. Weidehof arbeitet sehr eng mit landwirtschaftlichen Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Die Bio-Schweine werden derzeit an vier Standorten mit 1.000 bis 2.500 Mastplätzen von „fachkompetenten Landwirten“ gehalten.

Josef Bunge, Fütterungsberater bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, empfiehlt die Fütterung auf den pH-Wert des Darmes abzustimmen. „In der Ferkelfütterung sind Futtermittel mit geringerem Gehalt an Stärke erwünscht, die zudem langsamer umgesetzt wird“, erklärte Bunge. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Faserfütterung. „In der Trockenfütterung können Stroh- und Heupellets diese Aufgabe übernehmen“, empfahl Bunge. Diese werden von den Ferkeln sehr gerne angenommen und lassen sich auch in Bio-Qualität herstellen.

Anhand eines konkreten Beispiels betrachtete Jeanette Strüwe von der LMS Agrarberatung biologische und ökonomische Leistungsdaten. In der Praxis beobachtet sie bei den Öko-Ferkelerzeugern höhere Umrauscherwerte, die mit der längeren Säugezeit zusammenhängen können, weil die Sauen während der Laktation schon in ihre erste Rausche kommen. „Das Gruppensäugen ist eine schöne Haltungsform, wirkt sich aber negativ auf die Fruchtbarkeitsleistung aus“, konstatierte Strüwe.

Ewald Grimm von der KTBL stellte den aktuellen Stand zur Neufassung der TA Luft auf Basis des Gesetzentwurfs von April vor, da es zur Verabschiedung im Sommer nicht mehr gekommen ist. „Während konventionelle, zwangsbelüftete Ställe sich gut erfassen lassen, ist es bei Offenfrontställen oder Stallungen mit Ausläufen nach draußen deutlich schwieriger“, erklärte Grimm. Während eine besonders artgerechte Haltung hinsichtlich der Schutzanforderungen die gleichen Bedingungen erfüllen muss wie eine konventionelle Haltung, lässt der Gesetzentwurf im Hinblick auf die Emissionsminderung eine Abwägung mit den Erfordernissen einer artgerechten Tierhaltung zu.

Aus aktuellem Anlass beschäftigte sich Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, mit der Revision der EU-Bio-Verordnung, die von der Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten am 20. November beschlossen wurde. „Insgesamt erwartet die Bio-Schweinehaltung keine gravierenden Änderungen“, konnte Röhrig für diesen Bereich Entwarnung geben. Peter Röhrig betrachtete zum Abschluss der Tagung die „Bio-Schweinehaltung im Spannungsfeld ökologischer Ernährung“. Die Erde sei heute in vielen Bereichen an ihrer Belastungsgrenze. „Und die Landwirtschaft ist überall beteiligt“, mahnte Röhrig. Dabei sei die Welternährung kein Produktions- sondern eine Verteilungsfrage. „Die Weltgetreideerzeugung ist heute pro Kopf betrachtet höher als vor 50 Jahren“, betonte er daher.

Ulrike und Georg Liescher halten auf ihrem nach Biopark-Richtlinien bewirtschafteten Betrieb 1.000 Mastschweine in vier Gruppen je 250 Tiere. Das Unternehmen befindet sich in der Nähe der Stadt Teterow inmitten des Naturparks Mecklenburgische Schweiz und wurde 1996 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. „Die Haltung von Bio-Schweinen in Großgruppen ist möglich, aber man muss ein Auge dafür entwickeln“, schilderte Ulrike Liescher ihre Erfahrungen. In Kürze plant Familie Liescher der Mast eine ökologische Ferkelerzeugung vorzuschalten, um damit künftig im Geschlossenen System arbeiten zu können. Vermarktet werden die Bio-Schweine an ein großes Schlachtunternehmen mit Schlachtung in Schleswig-Holstein.

Der Schlachthof von Danish Crown mit Sitz in Teterow im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist der größte in Norddeutschland und wurde 1994 komplett neu errichtet und im April dieses Jahres von Danish Crown übernommen. „Während konventionelles Fleisch am Standort auch weiterverarbeitet wird, werden Bio-Tiere nur geschlachtet und anschließend von verschiedenen Unternehmen zur weiteren Verarbeitung übernommen. „Mit den Erzeugerzusammenschlüssen Biopark Markt und Weidehof verbindet uns beispielsweise schon eine langjährige Zusammenarbeit“, berichtete Sandberg. Auch die bundesweit tätige Naturland-Marktgesellschaft nutze den Schlachthof, um die Bio-Schweine seiner Lieferanten regional schlachten lassen zu können.

Einen ausführlichen Tagungsbericht zusammen mit den Exkursionsberichten finden Sie in Kürze auf unserer Homepage.

 

 

 

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